Simon the Sorcerer


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CD32 Games
Reviewer: Matthias F. Kretzler
Hersteller: Adventuresoft
Erscheinungsjahr: 1994

MYSTIK und MITTELALTER
Vor kurzem las ich in einem bekannten deutschen Magazin einen Beitrag über die Faszination, die das Mittelalter auf die heutige, computerisierte Gesellschaft ausübt. In der Zeit von Internet und Globalisierung flüchte sich der Mensch vorzugsweise in eine Welt, die scheinbar überschaubar ist und trotzdem ein hohes Maß an Aufregung und Abenteuer in sich birgt. Das geringe dessen, was wir über jene Zeit wissen, lade nicht selten gern dazu ein, das Mittelalter zu romantisieren. Es habe Einzug gehalten, nicht nur in die Trivialliteratur, sondern auch im Comic oder schließlich im Computerspiel. Aber wie bei kaum einem anderen Computerspiel war es mir gerade bei "Simon the Sorcerer" erlaubt, dieses Abenteuer derart gefesselt mitzuerleben. Adventuresoft schaffte 1994 eine Story, die nicht nur das Mittelalter und seine Mythen bis aufs Letzte durch den Kakao zog, sondern diese Komödie zudem auch mit Spannung und Abenteuer auf charmante Weise zu verbinden verstand.

DIE STORY
Simon hat es nicht leicht: Viel lieber würde er sich jetzt vor seinen Amiga setzen und spielen, doch er muss mal wieder seine Hausaufgaben machen. Als er sich aus Langeweile dann doch irgendwann entschließt, etwas mit seinem Hund "Chippy" zu unternehmen ("I think I'll find the dog and put it in the dryer again..."), findet er diesen erst nach langem Suchen auf dem Dachboden, sich in einer alten Kiste versteckend, wieder. "So that's where you are!" ruft er seinem entlaufenen Köter zu und entdeckt dabei ein altes Buch mit der Aufschrift "Ye olde spell booke". Da es sich für Simon nur um antiken Schund handeln kann, wirft er es sorglos zurück auf den Boden. Da passiert es: Ein sagenhaftes magisches Tor öffnet sich, durch das der neugierige Hund schnurstracks hindurchmarschiert. Der selbstlose Simon stürzt sofort hinterher, um Chippy zu retten - und findet sich nur wenige Sekunden später auf der Tafel vierer hungriger Orks wieder! Es gelingt Hund und Herrchen sich zu befreien und in den nächsten Ort zu fliehen. Erst jetzt stellt der verwirrte Simon fest, in welcher Lage er sich befindet: Offensichtlich wurde er um mehrere Jahrhunderte zurückversetzt und hat überdies plötzlich einen merkwürdigen, lilafarbenen Magieranzug an. Sorgfältig prüft er die Taschen seiner Kleidung und findet eine persönlich an ihn gerichtete Nachricht, in der der große Zaubermeister Calipso um Hilfe bittet, da dieser vom Oberbösewicht Sordid entführt worden sei. Bevor Simon, der Auserwählte, ihn jedoch retten könne, müsse er zunächst zum Magier gemacht werden. Er begibt sich also zu den alten Zauberern in die Taverne und das Abenteuer beginnt...

DAS SPIEL
Bei "Simon the Sorcerer" handelt es sich um eines der letzten typischen Adventurespiele mit dem sogenannten "Point and Click-Verfahren". Man hat also eine Reihe von Verben am linken unteren Bildschirmrand zur Auswahl und klickt sich so seine Befehle zusammen, die Simon daraufhin ausführen soll (z.B. Benutze Schere mit Bart). Hierauf basiert das gesamte Spiel, da es dem Spieler ein höchstmögliches Maß an Interaktion bietet. In bester "Monkey Island"-Manier kann man also zunächst einmal den Wald auskundschaften, sich mit den Siamesischen Zwillingen im Laden unterhalten, einen "Wet Wizard" in der Bar bestellen, oder sich schon mit dem Lösen der ersten kniffligen Rätsel befassen, derer "Simon the Sorcerer" Unmengen bietet. Das Gebiet über das sich diese Knobeleien verteilen ist riesengroß. So wandert der Spieler durch die Stadt in den Wald, dann in ein Sumpfgebiet, welches den Übergang zu einer Eiswelt darstellt. Von dort aus geht es dann (wenn man lange genug gespielt hat), quasi direkt in die Hölle, d.h. in einen surrealen Dämonengarten und schließlich zu den "Firy pits of Rondor", wo Sordid unseren Helden schon erwartet. Damit das Suchen und Weiterspielen nicht zu Öde wird, schließlich muss man sehr häufig das gesamte Gebiet durchqueren, um z.B. etwas aus der Stadt in die Eiswelt zu bringen, besitzt Simon eine hübsche, magische Karte, mit der er sich bei Bedarf schnell an bereits entdeckte Orte beamen kann. Allerdings ist es auch ohne die Karte ein Genuss, sich immer wieder die traumhaften Landschaften anzusehen, denn...

...GRAFIK UND SOUND
sind einfach überwältigend. Es gibt einige Plätze, die wirklich über atemberaubend schöne Bilder verfügen und schon fast gemäldehaft wirken. Darüberhinaus sind auch die zahlreichen Animationen überaus sehenswert und es kommt nicht selten vor, dass einen die Grafik noch fesselt, während Simon schon längst seinen Walkman aufgesetzt hat und auf dem Bildschirm rhythmisch mit dem Kopf nickt. Aber auch der Sound trägt intensiv zum Spielspaß bei. Hervorragende Musikstücke, übrigens im Mod-Format, und Unmengen an hochqualitativen Cartoon-Soundeffekten sind für eine starkes Gesamtbild bezüglich der Atmosphäre verantwortlich. Mein persönlicher Favorit hierbei ist die sphärische Musik in der Eiswelt, die ich auch schon zweifach geremixt habe. Betrachtet man den Sound, tut sich bei der CD32-Version natürlich besonders die exzellente Sprachausgabe hervor. Wer denn des Englischen zumindest einigermaßen mächtig ist, kann das Spiel auch in vollen Zügen genießen, da häufig Dialekt und Betonung enormen Einfluss auf die zahlreichen Gags nehmen. Allerdings erhöht sonst auch ein gewisser Lerneffekt die Haltbarkeit des Spiels, dass man also nach dem ersten Durchspielen durchaus geneigt ist, die Scheibe weitere Male in die Konsole zu werfen um neue Gags und Sprüche zu entdecken.

FAZIT
"Simon the Sorcerer" ist mein persönliches Lieblingsspiel auf dem CD32. Die Story weist alle Klischees der Mythen des Mittelalters, seien es Zauberer, Drachen, Riesen, Folterkammern oder Burgfräulein, auf und verbindet diese, um zahlreiche Gags zu erzielen, gekonnt mit der Technik der Moderne, z.B. wenn Simon seinen Walkman aufsetzt, Dr. Jones mit einem Metalldetektor nach Milrith sucht, oder bei einem fliegenden Besen erst der Motor angeworfen werden muss. Gleichzeitig fühlt man sich aber perfekt in jene Zeit mit ihren Abenteuern zurückversetzt, es gibt spannende Situationen und man hat auch nicht selten einen Grund zum Gruseln (z.B. im Hexenhaus oder im Kerker). Da der Held im Spiel aber nicht sterben kann, werden vermeintlich ernste Situationen immer wieder durch einen lockeren Spruch veralbert, so dass das gesamte Spiel als eine Art Satire angesehen werden kann. Der angemessene Schwierigkeitsgrad, die perfekte audiovisuelle Präsentation, sowie die besagte fesselnde Story machen "Simon the Sorcerer" schließlich zu einem zeitlosen Klassiker der problemlos in einem Atemzug mit den LucasArts- und Sierra-Adventures genannt werden kann und auf dem CD32 bis auf weiteres ziemlich konkurrenzlos geblieben ist.
Sammlerinformationen
Die meisten Titel wurden in einem Jewel-Case veröffentlicht, inclusive einer passenden Anleitung, die gleichzeitig als Front-Cover dient.
Dieser Absatz dient dazu, einen von diesem Standard abweichenden Lieferumfang zu dokumentieren - da er aber sehr neu ist, fehlen die passenden Informationen noch größtenteils.

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